Die moderne Medizin richtet sich nach den Leitlinien der Fachgesellschaften. Diese empfehlen medikamentöse Therapien nach einzelnen Krankheitsbildern. Liegen bei einem Patienten oder einer Patientin jedoch mehrere Krankheiten vor, kann es schnell zur sogenannten Polypharmazie kommen (manchmal auch als Multimedikation oder Polymedikation bezeichnet).
Bei Polypharmazie steigt das Risiko für potentiell bedrohliche Wechsel- und Nebenwirkungen deutlich an. Wie Statistiken zeigen, erhöht sich dieses Risiko insbesondere bei chronisch kranken und älteren Menschen.
Die Herausforderung für Ärzt:innen und Patient:innen besteht bei Polypharmazie darin, dass Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten häufig erst spät oder überhaupt nicht als solche erkannt werden. Patienten und Patientinnen reagieren individuell auf unterschiedliche Wirkstoffe. Besonders brisant: ca. 6,5 Prozent aller Krankenhauseinweisungen erfolgen aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen.
Eine gute Behandlungsstrategie kann daher Lebensqualität und Sicherheit geben. Mindestens ein Drittel aller unerwünschten Nebenwirkungen wäre vermeidbar. Dabei gilt es aber zu beachten, Medikamente nicht einfach ohne ärztliche Rücksprache abzusetzen. Um eine bestmögliche Lebensqualität bei mehreren Krankheitsbildern und unter medikamentöser Therapie zu erreichen, ist vielmehr eine ausgewogene und individuelle Nutzen-Risiko-Bewertung der Behandlung durchzuführen inklusive Priorisierung von Behandlungszielen und der entsprechenden Massnahmen zur Erreichung dieser Ziele.
Um den Risiken der Polypharmazie vorzubeugen, sollten Sie daher Ihre Medikation regelmässig von Ihrem Hausarzt überprüfen lassen und mögliche Nebenwirkungen mit ihm besprechen. Je komplexer die Medikation und die vorliegenden Krankheitsbilder sind, desto anspruchsvoller kann die individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung werden. In diesem Fall kann ein Klinischer Pharmakologe helfen, Klarheit zu finden. Denn das Fachgebiet der Klinischen Pharmakologie beschäftigt sich genau damit: den komplexen medikamentösen Therapien und ihren individuellen Wechsel- und Nebenwirkungen. Eine pharmakogenetische Labor-Analyse kann dabei zusätzliche individuelle Informationen z. B. zum Stoffwechsel der Medikamente liefern.
Das Pinmed Kompetenzzentrum für Klinische Pharmakologie bietet einen Beratungsdienst für Ärzt:innen und Patient:innen rund um Fragestellungen oder Probleme im Zusammenhang mit Polypharmazie und unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen an (siehe dazu MediCheck-Sprechstunde)
Des Weiteren unterstützen wir bei Fragen zur Pharmakotherapie während der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei speziellen Patientengruppen (Kleinkinder, geriatrische Patient:innen). In Zusammenarbeit mit der Firma Synlab® bieten wir bei Notwendigkeit eine pharmakogenetische Testung bei Polypharmazie-Patient:innen mit unerwünschten Nebenwirkungen an.
Gerne stehen unsere Fachärzte für die konsiliarische Beratung und Personalisierung der medikamentösen Therapien zur Verfügung:
- Prof. Dr. med. Dr. pharm Stephan Krähenbühl, Facharzt FMH für Klinische Pharmakologie und Toxikologie und Innere Medizin
- Dr. med. Dr. sc. nat. Ali Reza Salili, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Kardiologie, Klinische Pharmakologie und Toxikologie